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Kurz vor der Caritas Frühjahrssammlung trafen sich Sammlerinnen und ein Sammler aus den verschiedenen Pfarreien zu einem Begegnungs- und Informationsnachmittag in der Caritas Sozialstation St. Kilian in Mellrichstadt. Sie machen sich kommende Woche vom 18. bis 24.März 2019 wieder auf den Weg, um Brücken zu bauen - zwischen Menschen, die helfen und Menschen die Hilfe brauchen. Einige Pfarrgemeinden machen durch Spendenbriefe auf die Aktion aufmerksam und bitten um einen Beitrag per Überweisungsträger.

In geselliger Runde bei Kaffee und Kuchen konnte Geschäftsführerin Angelika Ochs die Fragen der Anwesenden „rund um die Caritassammlung“ beantworten: „Ohne den tatkräftigen Einsatz der Sammlerinnen und Sammler gäbe es viele Angebote und Hilfe der Caritas nicht oder nur in geringerem Umfang. Der Erlös der Caritassammlung wird für Hilfen in Notlagen verwendet und zwar für Menschen in unserer Region. Dabei wird das Geld folgendermaßen aufgeteilt: 30% bleiben in der Ortspfarrei für caritative Aufgaben in der Gemeinde, 40% erhält der Caritasverband für den Landkreis Rhön-Grabfeld e.V. und 30% erhält der Diözesan-Caritasverband Würzburg für soziale Aufgaben in Unterfranken, d.h. auch für den Landkreis Rhön-Grabfeld. Armut hat viele Gesichter: das von Alleinerziehenden, Kindern, Senioren, Verschuldeten, Kranken, um nur einige Beispiele zu nennen. Die Ursachen für Armut sind vielfältig: Häufig sind unverhoffte Schicksalsschläge, Krankheit, Verlust des Arbeitsplatzes oder zu niedriges Einkommen die Ursache dafür. Einsamkeit, Verzweiflung und psychische Überlastung sind die Folge. Wer arm ist, zieht sich immer mehr zurück, nimmt kaum noch am „normalen“ Leben teil. Armut kann krank machen, genauso wie Krankheit Armut verursachen kann. Schulden können Einsamkeit auslösen, Einsamkeit kann zu psychischen Erkrankungen führen, eine psychische Erkrankung den Arbeitsplatz kosten und vieles andere mehr. Armut ist ein Teufelskreis! Sie verdeutlichte den Einsatz der Spendengelder anhand von Fallbeispielen: Wie zum Beispiel ….

  • …Ruth K. - Sie ist alleinerziehende Mutter von drei Kindern und lebt von ALG II. Nach der Scheidung von ihrem Mann und ist sie in ein riesiges Loch gefallen. Sowohl emotional als auch finanziell. Die älteste Tochter hat in diesem Jahr Kommunion und sie weiß nicht, wovon sie das Kommunionkleid geschweige denn eine kleine Feier bezahlen soll. Sie müsste jetzt Geld zur Seite legen, aber das ist zurzeit nicht zu schaffen. Zusammen mit dem Allgemeinen Sozialen Beratungsdienst des Caritasverbandes versucht sie jetzt zusätzliche Leistungen zu beantragen.
  • …ein sehr junges Paar (18 und 19 J.), das ziemlich verzweifelt in die Beratungsstelle des ASBD kommt. Sie haben ihr 9monatiges Baby dabei. Manuela R. ist wieder schwanger. Weder der junge Vater, noch die junge Mutter haben einen Schulabschluss. Das Geld vom Jobcenter reicht hinten und vorne nicht, da monatlich durch die frühere Drogenabhängigkeit des Herrn W. Schulden abzubezahlen sind. Keine Perspektive, wie es weiter gehen soll. Die Oma greift immer wieder mal finanziell unter die Arme, aber auch sie ist knapp bei Kasse. Aktuell bitten die beiden die Beraterin des ASBD um einen Tafelschein und einen Kleidermarktgutschein. Außerdem brauchen sie Geld, um spezielle Babynahrung bezahlen zu können, die ihre kleine Tochter K. laut Empfehlung des Kinderarztes regelmäßig braucht. Die Suchtberatung der Caritas hilft dem jungen Vater, dass er nicht wieder zu Drogen greift.
  • ….Ludwig S. – der zusammen mit seiner Frau und dem 7-jährigen Sohn, zur Miete wohnt. Er ist Bäcker, die Mutter arbeitslos. Herr S. arbeitet Vollzeit, beginnt jeden Tag um 3 Uhr nachts mit der Arbeit und kommt um die Mittagszeit nach Hause. Trotz Nachtzuschlag bekommt er so wenig Geld, dass die Familie Wohngeld beantragen muss. Der Sohn kommt in der Schule aufgrund einer Lernschwäche nicht so gut mit. Durch die Beratung in der Erziehungsberatung wird er etwas selbstbewusster. Um sein Selbstbewusstsein weiter zu stärken, würde er gerne in seiner Freizeit Wing-Tsun machen. Aber der nächste Trainingsort ist weit entfernt, die Spritkosten plus die Trainingsgebühren übersteigen ihre finanziellen Möglichkeiten.
  • ….Hasan A., dessen Frau Krebs hat. Sie muss regelmäßig Termine bei Fachärzten       und in der Klinik wahrnehmen. Die Flüchtlingsfamilie wohnt in einem kleinen Ort in der Rhön. Die Familie besitzt kein Auto, deshalb sind sie auf Bus und Bahn angewiesen. Die Verkehrsanbindung ist sehr schlecht. Es ist schon schwer genug die drei kleinen Kinder während der Arztbesuche unterzubringen, dazu kommen noch die hohen Kosten für die Fahrkarten. Durch den Helferkreis und die Nachbarschaftshilfe in der Gemeinde bekommt die Familie glücklicherweise immer wieder Unterstützung.

Ruth K., Manuela R., Ludwig S. und Hasan A. - das sind nur 4 Menschen, denen die Caritas mit ihren Beratungsdiensten helfen konnte. Sie stehen hier als Beispiele für viele Menschen, die die Hilfe der Caritas benötigen, damit ihr Leben wieder gelingen kann. Wir, die Caritas im Landkreis Rhön Grabfeld helfen mit verschiedenen kostenlosen Angeboten für Eltern, Kinder und Jugendliche, für Menschen in Krisensituationen oder Abhängigkeitserkrankungen, für Migranten, Geflüchtete und auch mit finanziellen Unterstützungsleistungen. Die Hilfe von Mensch zu Mensch ist einer unserer Grundsätze mit dem Ziel der Hilfe zur Selbsthilfe. Die Wege dahin sind so verschieden wie die Menschen selbst.“, so Angelika Ochs.

Frau Storch vom Fachdienst Gemeindecaritas machte deutlich, dass die Sammlung nicht nur ein Instrument ist, um Geld für die caritative Arbeit zu beschaffen. Besonders alte und einsame Menschen freuen sich immer über den Besuch der Caritassammlerinnen und –sammler. Das wurde eindeutig von den anwesenden Sammlerinnen und Sammlern bestätigt. Sie sind dadurch ein wichtiges soziales Bindeglied in der Gemeinde. Caritas-Sammlerinnen und –Sammler sind heute die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Pfarrgemeinde, die oft am besten Bescheid wissen, wie es den Menschen geht. Sie begegnen während der Sammlung so vielen Menschen, wie es eigentlich heutzutage sonst niemand mehr in einer Pfarrei schafft.

Um den Sammler_innen bestimmte Situationen beim Sammeln an der Haustür zu erleichtern, stellte Elke Storch eine Zusammenstellung mit Argumentationshilfen zu Verfügung.

Wozu und warum wird überhaupt gesammelt? Die Pfarrgemeinde feiert nicht nur Gottesdienste. Sie ist als christliche Gemeinschaft aufgerufen, Menschen in Not zu helfen - schnell und unkompliziert. Das gelingt auch dank der Caritassammlung. Menschen in Not brauchen oft schnelle und unkomplizierte Hilfe. Die Pfarrgemeinde kann dank der Spenden aus der Caritassammlung dort schnell und unbürokratisch helfen, wo es nötig ist. Die Caritasverbände vor Ort benötigen die Spenden aus der Sammlung, denn nicht alle Kosten werden von der öffentlichen Hand getragen. Den Allgemeinen Sozialen Beratungsdienst (ASBD) gäbe es zum Beispiel ohne die Sammlung nicht. Der ASBD ist aber für viele Menschen in Not die entscheidende Anlaufstelle. Die Caritas ist ein Netzwerk vielfältiger Hilfen auf verschiedenen Ebenen. Der Diözesan-Caritasverband ist z.B. zuständig für übergeordnete Fachdienste. Viele tausend Menschen profitieren davon!

Wem kommt die Sammlung zugute? Familien mit geringem Einkommen, jungen und alten Menschen, z.B. durch Lebensmittelhilfen oder Kleidermarktgutscheinen. Frauen und Männern, die keinen Arbeitsplatz finden, z.B. durch Information und Beratung in Fragen der materiellen Existenzsicherung oder durch Hilfestellung bei sozialrechtlichen Fragen. Menschen, Familien, die professionelle Beratungsdienste brauchen, die auch aus Mitteln der Caritassammlung mitfinanziert werden.

Wem kommt sie nicht zugute? Zum Beispiel Altenpflegeeinrichtungen, die nach den gesetzlichen Bestimmungen durch die öffentliche Hand sowie durch die Pflegesätze finanziert werden. Auch Behinderteneinrichtungen werden nach den gesetzlichen Bestimmungen durch die öffentliche Hand finanziert.

Warum für die Caritas sammeln? Bei der Caritas zählt der Mensch, ohne Wenn und Aber! Die Caritas handelt gemeinnützig, nicht gewinnorientiert. Jede Spende wird bei der Caritas für mehr Menschlichkeit eingesetzt. Die Caritas hilft vor Ort - überall im Landkreis. Kaum eine Hilfsorganisation ist so nah am Menschen wie die Caritas. Die Caritas setzt keine externen Dienstleister für die Gewinnung von Spenden ein. Sie setzt vielmehr auf Menschen, die anderen Menschen helfen wollen und Mut haben, dies in die Tat umzusetzen.

Im Anschluss stellte Ulli Feder das neue Pflegeübungszentrum PÜZ vor, dass im letzten Jahr den Häusliche¬ Pflege Innovationspreis 2018 erhalten hat am 29.04.19 in Mellrichstadt eingeweiht wird. Bei Eintritt einer Pflegsituation stehen Patienten und Angehörige sehr oft hilflos der Situation gegenüber und wissen nicht wie es weitergeht. Das „Pflegeübungszentrum“ soll Ängste nehmen vor der Pflegesituation. Pflegebedürftige und Angehörige können bis zu 21 Tagen leben und üben, ob und wie Pflege „ambulant vor stationär“ umsetzbar ist. Durch Einmietung im PÜZ und durch Angehörigen- und Patientencoaching soll das Zentrum bei grundlegenden Entscheidungen unterstützen, begleiten, sowie Mut machen. Es werden durch professionelle Anleitung Wege aufgezeigt und Hilfen koordiniert, die unter Umständen auch stationär oder teilstationär im Ergebnis sein können, um eine Situation zu schaffen mit der alle Beteiligten zufrieden leben können. Ab sofort können.

Zur Verabschiedung bedankte sich Frau Storch bei den Anwesenden für den ehrenamtlichen Dienst und wünschte ihnen für die kommende Woche in der sie als Sammlerinnen und Sammler für die Arbeit der Caritas unterwegs sind, dass sie auf Menschen mit offenem Herzen und offenem Geldbeutel treffen.

Wenn auch Sie sich als Sammlerin oder Sammler engagieren möchten, wenden Sie sich bitte an Ihre Pfarrgemeinde oder an den Caritasverband für den Landkreis Rhön-Grabfeld e.V. unter Tel. 09771/61160, FAX 09771/611633 oder unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! .

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