Armutswochen 2025
Reicht das Bürgergeld zum Leben?
Grundsicherung in Deutschland: Zu viel fürs Nichtstun?
In Deutschland ist die Grundsicherung staatlich organisiert – aktuell bekannt unter den Begriffen Hartz IV, Bürgergeld und der neuen Grundsicherung. Immer wieder wird in politischen und gesellschaftlichen Debatten der Vorwurf laut, die Leistungen seien zu hoch und würden Menschen davon abhalten, arbeiten zu gehen. Doch ein genauer Blick auf die Realität zeigt ein anderes Bild.
Arbeitslosigkeit hat viele Gesichter
Die Vorstellung, Menschen seien einfach nur „zu faul“ zum Arbeiten, greift viel zu kurz. Viele Menschen sind nicht grundlos ohne Erwerbsarbeit. Gründe können sein:
- Pflege von Angehörigen oder Betreuung von Kindern in Vollzeit
- Teilnahme an Qualifizierungs- oder Fördermaßnahmen
- Gesundheitliche Einschränkungen oder Arbeitsunfähigkeit
- Ausbildung oder noch laufende Schul- und Studienzeiten
- Und nicht zuletzt: Erwerbstätige, die trotz Arbeit auf ergänzende Leistungen angewiesen sind
Teilhabe statt Ausgrenzung
Grundsicherung bedeutet nicht automatisch ein bequemes Leben ohne Arbeit. Sie ist ein Sicherheitsnetz, kein Luxus. Wichtig ist, den betroffenen Menschen Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen – und sie nicht aufgrund ihrer Lebenslage zu stigmatisieren oder auszuschließen.
Aktuell steigt die Armutsgefährdungsquote gerade in Gruppen, die nur schwer vom Hilfesystem erreicht werden. Das sind zum Beispiel SeniorInnen, Menschen mit Migrationshintergrund, Menschen in Wohnungsnot oder Menschen mit multiplen Belastungen. Für sie ist die Allgemeine Sozialberatung eine wichtige Anlaufstelle, da sie hier unbürokratische und schnell Hilfe und Beratung erhalten. Allgemeine Sozialberatung fungiert als Türöffner zu Hilfe und Beratung. Umso prekärer ist es, dass die staatliche Refinanzierung fehlt.
Deshalb lautet das diesjährige Motto der Armutswochen: Türen offen halten: Allgemeine Sozialberatung sichern.
Die allgemeine Sozialberatung wird heute überwiegend durch Kirchensteuermittel finanziert. In wenigen Kommunen und Landkreisen gibt es zusätzlich öffentliche Mittel als freiwillige Leistungen. Für eine langfristige flächendeckende Absicherung der Sozialberatung als unabhängige, niedrigschwellige Anlaufstelle für Ratsuchende ist eine staatliche Regelfinanzierung auf kommunaler, Länder- und Bundesebene dringend erforderlich und muss in Gesetzbüchern verankert werden.
https://www.caritas.de/magazin/kampagne/da-kann-ja-jeder-kommen/blog-2025