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Kurz vor der Caritas Frühjahrssammlung, die von 9. bis 15.März 2020 unter dem Motto „Sei gut, mensch!“ stattfindet,trafen sich viele Sammlerinnen und Sammler aus den verschiedenen Pfarreien zu einem Begegnungs- und Informationsnachmittag im Edith-Stein-Haus des Caritasverbandes f.d. Landkreis Rhön-Grabfeld e.V. in Bad Neustadt a.d. Saale. Sie machen sich in dieser Woche wieder auf den Weg, um Brücken zu bauen - zwischen Menschen, die helfen und Menschen die Hilfe brauchen. Einige Pfarrgemeinden machen durch Spendenbriefe auf die Aktion aufmerksam und bitten um einen Beitrag per Überweisungsträger.

In geselliger Runde bei Kaffee und Kuchen konnte Elke Storch vom Fachdienst Gemeindecaritas die Fragen der Anwesenden „rund um die Caritassammlung“ beantworten: „Ohne den tatkräftigen Einsatz der Sammlerinnen und Sammler gäbe es viele Angebote und Hilfe der Caritas nicht oder nur in geringerem Umfang. Der Erlös der Caritassammlung wird für Hilfen in Notlagen verwendet und zwar für Menschen in unserer Region. Dabei wird das Geld folgendermaßen aufgeteilt:  30% bleiben in der Ortspfarrei für caritative Aufgaben in der Gemeinde, 40% erhält der Caritasverband für den Landkreis Rhön-Grabfeld e.V. und  30% erhält der Diözesan-Caritasverband Würzburg für soziale Aufgaben in Unterfranken, d.h. auch für den Landkreis Rhön-Grabfeld.“

Im Anschluss stellte die neue Mitarbeiterin der Psychosozialen Beratungsstelle (Suchtberatung) Julia Jörg sich und ihren Fachdienst vor. (siehe  Foto) Nach dem Ausscheiden des langjährigen Mitarbeiters Dieter Schwenkert, unterstützt sie  seit August 2019 das Team der Psychosozialen Beratungsstelle. Bei einer Suchterkrankung, sei es die Sucht nach Alkohol, Drogen, Medikamenten oder auch die Spielsucht stehen Klienten und Angehörige sehr oft hilflos der Situation gegenüber und wissen nicht wie es weitergeht. „Wir sehen Sucht nicht als individuelle Schwäche, sondern als unangemessenes Verhalten zur Problemlösung in einem bestimmten Lebenszusammenhang. Beteiligt sind alle, die mit der betreffenden Person zu tun haben – und alle Beteiligten können etwas verändern.“, so die Sozialarbeiterin Jörg. Es werden durch die Beratung Wege aufgezeigt und Hilfen koordiniert, um eine scheinbar aussichtslose Situation zu meistern. Anhand einiger Beispiele schilderte Frau Jörg den Beratungsalltag der Suchtberatung und wie manchmal durch eine finanzielle Unterstützung der Teufelskreis durchbrochen werden kann.

Wie zum Beispiel ….

Konrad L., er lebt seit der Trennung von seiner Ehefrau allein. Zwar hat er sein Alkoholproblem nach einer Entgiftung und anschließender Therapie in den Griff bekommen, die Eheleute hatten sich aber auseinandergelebt. Hr. L. zahlt für seine Frau und die gemeinsamen vier Kinder regelmäßig Unterhalt. Aus Schuldgefühlen heraus übernimmt er auch - wenn irgendwie möglich – mal die Kosten  einer Autoreparatur seiner Frau oder Schuhe für die Kinder. Hr. L. ist aber nur Geringverdiener, so dass ihm selbst nur wenig Geld zum Leben bleibt. Freizeitvergnügen sind schon lange nicht mehr drin. Und jetzt ist auch noch der Kühlschrank kaputt gegangen. Mithilfe eines Darlehens durch die Caritas konnte er sich einen Neuen kaufen.

Wolfgang  A. ist Anfang 50 und war viele Jahre in seiner Alkoholabhängigkeit gefangen. Er hatte alles verloren: keine Arbeit mehr, von der Frau getrennt und keinen Kontakt mehr zu seinen Kindern. Durch eine Therapie in einer Fachklinik und regelmäßige Beratungsgespräche in der Suchtberatung des Caritasverbandes hat er es geschafft, sich ein neues Leben aufzubauen. Im Herbst fand er sogar eine Arbeitsstelle auf geringfügiger Basis, die ihm Spaß macht und ihn ein wenig am normalen Leben wieder teilhaben lässt. Um weiter ohne Alkohol leben zu können, ist ihm wichtig, die Selbsthilfegruppe für Alkoholiker zu besuchen und zu Beratungsgesprächen in die Suchtberatungsstelle des Caritasverbandes zu kommen. Nur so schafft er stabile Abstinenz. Sein Einkommen ist an der unteren Grenze, er zahlt Unterhalt für seine Kinder, soweit ihm das möglich ist. Problematisch wird es bei den Fahrtkosten zur Beratungsstelle und zur Selbsthilfegruppe. Herr A. konnte einen Zuschuss für die Fahrtkosten bekommen, um damit seine Abstinenz erhalten zu können.

Marlene B. ist 59 Jahre alt und verheiratet. Ihr Mann arbeitet, hat aber nur ein kleines Einkommen, mit dem das Ehepaar gerade so über die Runden kommt. Aus seiner Zeit als Alkoholiker zahlt er noch regelmäßig Schulden zurück. Sie selbst hat jahrelang auch gearbeitet, kann aber wegen einer beginnenden Rheumaerkrankung und einer Sehschwäche nicht mehr erwerbstätig sein. Ihr Antrag auf eine kleine Rente wurde abgelehnt, da ihre Krankheit noch nicht schlimm genug ist. Beide Töchter wohnen weit weg, sind verheiratet und haben selbst schon Kinder. Fr. B. kann ihre Enkel nicht besuchen und die können nicht kommen. Daher wollte Fr. B. den Enkelkindern zu Weihnachten kleine Päckchen schicken, aber ihr fehlte das  nötige Geld. Über die Weihnachtspäckchen Aktion im Caritas Kleidermarkt konnte sie ihren Enkelkindern doch eine Kleinigkeit schicken.

Konrad L.. Wolfgang  A. und Marlene B. - das sind nur 3 Menschen, denen die Caritas mit ihren Beratungsdiensten helfen konnte. Sie stehen hier als Beispiele für viele Menschen, die die Hilfe der Caritas benötigen, damit ihr Leben wieder gelingen kann. „Wir, die Caritas im  Landkreis Rhön Grabfeld  helfen mit verschiedenen kostenlosen Angeboten für Eltern, Kinder und Jugendliche, für Menschen in Krisensituationen oder Abhängigkeitserkrankungen, für Migranten, Geflüchtete und auch mit finanziellen Unterstützungsleistungen. Die Hilfe von Mensch zu Mensch ist einer unserer Grundsätze mit dem Ziel der Hilfe zur Selbsthilfe.“, so Elke Storch.

Frau Storch vom Fachdienst Gemeindecaritas machte deutlich, dass die Sammlung nicht nur ein Instrument ist, um Geld für die caritative Arbeit zu beschaffen. Besonders alte und einsame Menschen freuen sich immer über den Besuch der Caritassammlerinnen und –sammler. Das wurde eindeutig von den anwesenden Sammlerinnen und Sammlern bestätigt. Sie sind dadurch ein wichtiges soziales Bindeglied in der Gemeinde. Caritas-Sammlerinnen und –Sammler sind heute die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Pfarrgemeinde, die oft am besten Bescheid wissen, wie es den Menschen geht. Sie begegnen während der Sammlung so vielen Menschen, wie es eigentlich heutzutage sonst niemand mehr in einer Pfarrei schafft.

Um den Sammler_innen bestimmte Situationen beim Sammeln an der Haustür zu erleichtern, stellte Elke Storch eine Zusammenstellung mit Argumentationshilfen zu Verfügung.

Wozu und warum wird überhaupt gesammelt? Die Pfarrgemeinde feiert nicht nur Gottesdienste. Sie ist als christliche Gemeinschaft aufgerufen, Menschen in Not zu helfen - schnell und unkompliziert. Das gelingt auch dank der Caritassammlung.  Menschen in Not brauchen oft schnelle und unkomplizierte Hilfe. Die Pfarrgemeinde kann dank der Spenden aus der Caritassammlung dort schnell und unbürokratisch helfen, wo es nötig ist. Die Caritasverbände vor Ort benötigen die Spenden aus der Sammlung, denn nicht alle Kosten werden von der öffentlichen Hand getragen. Den Allgemeinen Sozialen Beratungsdienst (ASBD) gäbe es zum Beispiel ohne die Sammlung nicht. Der ASBD ist aber für viele Menschen in Not die entscheidende Anlaufstelle. Die Caritas ist ein Netzwerk vielfältiger Hilfen auf verschiedenen Ebenen. Der Diözesan-Caritasverband ist z.B. zuständig für übergeordnete Fachdienste. Viele tausend Menschen profitieren davon!

Wem kommt die Sammlung zugute? Familien mit geringem Einkommen, jungen und alten Menschen, z.B. durch Lebensmittelhilfen oder Kleidermarktgutscheinen. Frauen und Männern, die keinen Arbeitsplatz finden,  z.B. durch Information und Beratung in Fragen der materiellen Existenzsicherung  oder durch Hilfestellung bei sozialrechtlichen Fragen. Menschen, Familien,  die professionelle Beratungsdienste brauchen,  die auch aus Mitteln der Caritassammlung mitfinanziert werden.

Wem kommt sie nicht zugute? Zum Beispiel Altenpflegeeinrichtungen, die nach den gesetzlichen Bestimmungen durch die öffentliche Hand sowie durch die Pflegesätze finanziert werden. Auch Behinderteneinrichtungen werden nach den gesetzlichen Bestimmungen durch die öffentliche Hand finanziert.

Warum für die Caritas sammeln?  Bei der Caritas zählt der Mensch, ohne Wenn und Aber!  Die Caritas handelt gemeinnützig, nicht gewinnorientiert. Jede Spende wird bei der Caritas für mehr Menschlichkeit eingesetzt. Die Caritas hilft vor Ort - überall im Landkreis. Kaum eine Hilfsorganisation ist so nah am Menschen wie die Caritas. Die Caritas setzt keine externen Dienstleister für die Gewinnung von Spenden ein. Sie setzt vielmehr auf Menschen, die anderen Menschen helfen wollen und Mut haben, dies in die Tat umzusetzen.

Ein Sammler aus Wollbach hatte zum Abschluss ein sehr treffendes Gedicht über die Arbeit der Sammler_innen mitgebracht. Auf witzige und charmante Weise wurden in Reimform viele Situationen an den Haustüre angesprochen. Die anwesenden Sammler_innen konnten dem nur schmunzelnd beipflichten. „Ja, genau so ist es!“ Zur Verabschiedung bedankte sich Frau Storch bei den Anwesenden für den ehrenamtlichen Dienst und wünschte ihnen für die kommende Woche in der sie als Sammlerinnen und Sammler für die Arbeit der Caritas unterwegs sind, dass sie auf Menschen mit offenem Herzen und offenem Geldbeutel treffen.

Wenn auch Sie sich als Sammlerin oder Sammler engagieren möchten, wenden Sie sich bitte an Ihre Pfarrgemeinde oder an den Caritasverband für den Landkreis Rhön-Grabfeld e.V. unter Tel. 09771/61160, FAX 09771/611633 oder unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.

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