header

Bad Neustadt (hf). Insgesamt haben 385 Eltern, Kinder oder Jugendliche, sowie 250 Fachkräfte und Multiplikatoren eine Veranstaltung die Erziehungsberatungsstelle und der Sozialpädagogischen Familienhilfe des Caritasverbandes angenommen. Die Problempalette ist reichhaltig: Umgang mit Aggressionen, Lernen von Impulskontrolle, Grenzen setzen, gemeinsame elterliche Verantwortung bei Trennung/Scheidung. Hinzu kommt der Umgang mit Ängsten und Geschwisterkonflikten, teils auch die Themen Mangel an Selbstwertgefühl oder Überforderung und die Suche nach Ressourcen bei allen Beteiligten.“ Diese Informationen gab Markus Till, Leiter der Einrichtung im Kreiscaritasverband den Mitgliedern des Jugendhilfeausschusses. Die Zahlen und Daten würden auch nachdenklich machen, sagte Landrat Thomas Habermann. Sie zeigen, dass viele Menschen Hilfe brauchen und es wichtig ist, deshalb gute Leute zu haben. Dank galt Markus Till, Leiter der Erziehungsberatungsstelle des Kreiscaritasverbandes und seinem Team.

„Hinter den Zahlen verbergen sich subjektive Lebenssituationen von Kindern, Jugendlichen und Eltern aus unserem Landkreis“, sagte Markus Till. Er gab dann einen Einblick in das Aufgabenfeld der Beratungsstelle. Erste Kontakte von Betroffenen finden meist per Telefon, selten per Mail statt. Die Sorgen und Anfragen sind unterschiedlich. So gehe es um Trennung der Eltern, zum Beispiel habe eine Mutter Beratung benötigt, oder ein junger Mann, der mit der Ausbildung unzufrieden ist. Jugendliche baten um Hilfe, weil sie genervt sind, nachdem es zu Hause nur noch Ärger gibt. Markus Till: „Mit den 142 Fällen vom Vorjahr wurden mehr als 460 Fälle bearbeitet.“ Hinzu kommen an die 60 Telefon- und Onlineberatungen. Zur Verfügung steht ein 4-Personen-Beraterteam, die sich drei Vollzeitstellen teilen. Neben der Sozialpädagogin Sylvie Pflaugner und der Psychologin Pia Junginger ist Franziska Abert, Pädagogin, neu im Team. Um die fachliche Qualität der Beratung zu gewährleisteten gibt es verschiedene Weiterbildungen in den Bereichen systemische Beratung und Therapie, Gestalttherapie, Säuglings- und Kleinkindberatung sowie Familienmediation.

Wichtig ist es dem Team zeitnah Kontakt aufzunehmen und einen Gesprächstermin zu vereinbaren. Lange Wartezeiten werden verhindert. So gelang es bei 77 Prozent der Anmeldungen innerhalb zwei Wochen aktiv zu werden, in 16 Prozent der Fälle kam es zu einem ersten Termin innerhalb von vier Wochen. Die unterschiedlichsten Sorgen müssen im Team dann sortiert werden, um weitere Schritte in der Hilfe anbieten zu können. Im Jahr 2019 hatte die Erziehungsberatungsstelle Kontakt zu 753 Familienmitgliedern und zusätzlich zu 233 Fachkräften außerhalb der Familie. Immer wieder steht bei den Gesprächen die Frage nach der Schuld im Vordergrund. Habe ich als Mutter versagt, wenn sich mein Kind so wütend und respektlos verhält? Ist die Trennung schuld am Verhalten der Kinder? Welchen Anteil trage ich als Vater, wenn ich mich nur so wenig kümmern kann? Oftmals bleibt einiges unerledigt, aber ein Stein wurde ins Rollen gebracht und die Familie kann sich erneut melden, wenn sie Probleme hat. Neben der Einzelfallarbeit ist eine Beratungsstelle zuständig für Prävention und Netzwerkarbeit und hier war man wieder, wie in den letzten Jahren, auf vielen Feldern aktiv.

Es gab 15 Elternabende zu pädagogischen Themen in Kindertageseinrichtungen und Schulen. Hinzu kamen drei Workshopangebote für Schüler in den Bereichen Konflikte, Teamarbeit und Konzentration. Markus Till nannte Kurse wie „Mutig werden mit Til Tiger“ in einem Kindergarten, die Gruppe „Meine Eltern trennen sich“ und das erlebnispädagogische Angebot "Coole Kids“ sowie das Elterntraining „NESP@d“. Neue Angebote waren der Elternkurs „KESS Erziehen: Abenteuer Pubertät“ in Kooperation mit dem Familienbund für Katholiken der Diözese Würzburg und ein Fortbildungsangebot für Jugendleiter zum „Umgang mit Suizidäußerungen“ in Zusammenarbeit mit dem Kreisjugendring. Katja Kaufmann bietet die Eingliederungshilfe, speziell für Kinder die auf Grund einer bestehenden oder drohenden seelischen Behinderung einen Anspruch auf eine Integrationshilfe haben. Im letzten Jahr erhielten 14 Kinder diese Förderung. Diese Teilzeitstelle ist der Beratungsstelle angegliedert, wird jedoch gesondert finanziert. Anke Ecke, Sozialpädagogin, ist neu im Team und hat den Fachbereich Sozialpädagogische Familienhilfe seit Februar übernommen. Sie begleitete, allerdings erst nach Auftrag durch das Amt für Jugend und Familie, insgesamt vier Familien mit fünf Erwachsenen und zehn Kindern.

So bildeten neben Erziehungsschwierigkeiten und Beziehungsproblemen, auch Entwicklungsauffälligkeiten, Rückführungen aus einer Pflegefamilie, Umgang mit Suchtproblemen, sowie Überschuldung Schwerpunkte der Arbeit. Aktuelles Thema mit dem Amt für Jugend und Familie, dem Netzwerk für soziale Dienst und der Gesellschaft zur Förderung beruflicher und sozialer Integration ist ein zweiteiliges Fortbildungsangebot für Fachkräfte zum Thema „Kinderschutz“. Ein weiteres Thema ist Prävention im Bereich „Mediensucht“, das zur Zeit speziell für Schüler vor bereitet wird. Ab Herbst wird es ein offenes Angebot für Kinder geben, die einen nahen Angehörigen verloren haben und Unterstützung im Trauerprozess benötigen. Wichtig ist der Erziehungsberatungsstelle die Kooperation mit zahlreichen Partnern.

In ihrem Jahresbericht ging Helga Stockheimer-Fries auf die gute Zusammenarbeit mit der Erziehungsberatungsstelle ein, „die uns einen Teil der Jugendprobleme abnimmt.“ Zum Thema unbegleitete Flüchtlinge nannte sie aktuell zwölf Minderjährige, deren Zukunft noch ungewiss ist. Insgesamt wurden in den vergangenen sechs Jahre 120 unbegleitete Jugendliche betreut. Voraussichtlich wird sich das Amt künftig auch die Betreuung Jugendlicher, die körperlich und geistig behindert sind, kümmern. Das bedeutet einen Mehrbedarf an Personal. Im Haushalt des Ames für Jugend und Famillie gab es keine größeren Verschiebungen, so dass der Ausschuss dem zustimmte. Landrat Thomas Habermann dankte dem gesamten Team sowohl im Landratsamt als auch beim Kreiscaritasverband. Lobend erwähnte er die Pflegeeltern und nannte dies „eine segenreiche Einrichtung und wertvolle Unterstützung.“ Es sei ein Bereich, der für die Pflegeltern sicher oft anstrengend sei aber auch Anlass zur Freude bringe. Auf keinen Fall dürfe in diesem Bereich gespart werden. Kreiscaritasgeschäftsführerin Angelika Ochs verwies auf das Pflegeübungszentrum, das mittlerweile voll belegt ist. Am Konzert werden ständig weiter gearbeitet, die Rückmeldungen seien äußerst positiv.

­