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Bildungsgipfel nimmt die Situation von Kindern und Jugendlichen im Landkreis in den Blick

Die Bildungspartnerschaft Rhön-Grabfeld hatte in die Stadthalle geladen und viele Interessierte waren gekommen. Stephan Ullmer-Kadierka, Mitinitiator der Bildungspartnerschaft moderierte eine Veranstaltung, zu welcher sich rund 70 Vertreter aus Behörden, Banken, Schulen, Politik, Wirtschaft und Ehrenamt zusammengefunden hatten.

Bildungsgipfel4Sie alle hatten etwas gemeinsam: Es war die Sorge um das Wohlergehen unserer Kinder und Jugendlichen; denn gerade auch Schulen mit ihrer Lehrerschaft und ihren Schüler haben unter den Corona-Beschränkungen stark gelitten.

Statements von Grundschulkindern des Landkreises, wie sie die Zeit mit Corona erlebten, bestätigten, dass sie sich verängstigt, einsam und mutlos gefühlt haben. Ulrike Busch-Gerber, Schulleiterin der Karl-Ludwig-von-Guttenberg-Grundschule in Bad Neustadt und ihr Lehrerkollegium bemühten sich in der Zeit des Distanzunterrichtes um einen regelmäßigen Kontakt mit ihren Schützlingen. Hierbei gewann man ungewohnte Einblicke in das Familienleben der Kinder, so Busch-Gerber, was bei den Lehrkräften Betroffenheit auslöste.

Kerstin Schneider, Mutter und Elternbeiratsvorsitzende der Grundschule Milzgrund, berichtete aus der Sicht einer Familie mit drei Schulkindern: „Von einer ganz normalen Mutter wurde ich über Nacht zu einer Zusatzlehrerin für meine drei Kinder, musste die ganzen schulischen Anforderungen Kindern zu Hause organisieren. Der Tag war ausgefüllt, sodass für die üblichen schönen Dinge kaum Zeit blieb. Und wir als Eltern liefen bald am Limit.“  Das Angebot der Sommerschule in der ersten Ferienwoche erhöhe aus ihrer Sicht den Druck auf Familien – jetzt wären erstmal Ferien angesagt.

Stephan Hellmuth, 1. Vorsitzender des Musikvereins Herschfeld und Übungsleiter im Sportverein Herschfeld berichtete über Aktionen im Lockdown. Um in Kontakt zu bleiben, wurden Videobeiträge für einen musikalischen Adventskalender erstellt und Proben-Wettbewerbe der Mitglieder mit Prämierung geschaffen. Hellmuth erstellte mit seiner Familie Clips, um Kinder zum Fußball-Training zu motivieren. Nach Öffnung kamen nicht alle Kinder zum Training zurück. Der fehlende Sport habe nicht nur Erwachsene träge werden lassen. Es sei wichtig für Kinder, sich mit Gleichaltrigen zu messen und ihren Platz in der Gruppe zu finden. Dazu brauche es aber auch Angebote für offene Spielstätten und Jugendtreffpunkte.

Andy Albert, Manager des TSV Bad Königshofen, berichtete, dass der Verein ca. 10 % seiner Mitglieder verloren hat, was so ungefähr dem bundesweiten Durchschnitt entspricht. Tischtennis wurde zu Hause aber wohl auch im Lockdown gespielt.  Als er für seinen Verein weitere Tischtennisplatten kaufen wollte, waren diese schon lange ausverkauft und nicht mehr lieferbar.

Stellvertretender Landrat Bruno Altrichter bedauerte es sehr, dass Corona-Beschränkungen in den Gemeinden nicht einheitlich umgesetzt wurden. Was einer kleinen Gemeinde gelang, war im Nachbarort nicht möglich. Hinzu sei gekommen, dass Menschen in ihrem Engagement durch bürokratische Hürden abgeschreckt werden.

Michael Werner, 1. Bürgermeister der Stadt Bad Neustadt, versprach alles zu tun, dass im Herbst im Hallenbad des Triamare wieder Schwimmsport ermöglicht wird.

Einig waren sich alle Gesprächsteilnehmer, dass Familien und ihre Kinder in der Pandemie zu sehr aus dem Blickfeld geraten sind. Viel zu spät nimmt man diese Gruppe wieder in den Fokus. Die Schere der ungerechten Verteilung der Bildungschancen hat sich zudem weiter geöffnet.

Die Corona-Pandemie wirkt sich stark auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen aus: Fast jedes dritte Kind zeigt ein gutes Jahr nach Beginn der Pandemie psychische Auffälligkeiten. Es bestand Einigkeit darin, dass in Zukunft viele Angebote entwickelt und vorgehalten werden müssen, um Kinder wieder selbstbewusst, mutig und stark werden zu lassen.

Eine professionelle Schulsozialarbeit sowie eine Verringerung des Leistungs- und Bewertungsdrucks wären seitens der Grundschulen sehr wünschenswert. Auch ehrenamtliche Mitarbeiter sind den Grundschulen sehr willkommen, z.B. als Lesepaten für Erst- oder Zweitklässler, im Rahmen einer außerschulischen Leseförderung, sie ersetzen jedoch nicht die fachlich notwendige Betreuung.

Den zahlreichen Vereinen des Landkreises Rhön-Grabfeld ist eine gute und erfolgreiche Kinder- und Jugendarbeit ein Herzensanliegen.  Hier wird Ehrenamtlichkeit gelebt und zu einem wichtigen Standbein der Gesellschaft. Olga Paulutz vom Landratsamt Rhön-Grabfeld ermunterte weitere Ehrenamtliche aktiv zu werden. Sie bot ihre Hilfe an, einen passenden Bildungsträger zu finden und die Antragstellung zu begleiten.  

Erika Granzow vom Kunstverein Bad Neustadt stellte ihr Konzept für eine Lernförderung in Verbindung mit Kunst vor. Kreativität ist eine wertvolle Kompetenz im weiteren Leben. Ziel ist eine individuelle Lernförderung, welche dazu beitragen soll, dass Kinder (wieder) selbstsicher, mutig und stark werden.

Stellvertretender Landrat Bruno Altrichter richtet einen Apell in die Teilnehmerrunde: Der bestmögliche Schutz für unsere Kinder ist, dass alle Erwachsenen sich zu einer Impfung entschließen. Das Anliegen der Bildungspartnerschaft Rhön-Grabfeld hat sich mit diesem Themenabend erfüllt: Wir wollen aufgrund der aktuellen Situation auf die Nöte und Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen im Bildungsbereich aufmerksam machen.

 

Spenden sind ein fester und unverzichtbarer Baustein in der Arbeit der Bildungspartnerschaft Rhön-Grabfeld.  Aus diesem Grund ergeht Einladung an alle Interessierte zu dem Vortragsabend „Lust auf Ideen“ mit Bernhard Wolff, Key-Note-Speaker und Rückwärtssprecher -  am 08. Oktober 2021 in der Stadthalle. Diese Benefizveranstaltung wird zu Gunsten der Bildungspartnerschaft Rhön-Grabfeld durchgeführt.

Weitere Informationen zur Bildungspartnerschaft Rhön-Grabfeld finden sie unter:

www.bildungspartnerschaft-rhoen-grabfeld.de

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