header

Der Caritas-Kleidermarkt in Bad Neustadt ist zu einem wichtigen Anlaufpunkt für Menschen mit geringem Einkommen oder auch Familien aus den verschiedenen Ländern, die in Rhön-Grabfeld eine neue Heimat gefunden oder hier eine vorläufige Unterkunft haben, geworden. Wirft man einen Blick auf das vielseitige Angebot, ist das durchaus mit einem regulären Kaufhaus vergleichbar. In vier Jahrzehnten wurden mehr als 350 000 Textilien gespendet und seitdem alleine für die wöchentlichen Öffnungszeiten 22 800 Stunden ehrenamtliche Arbeit geleistet.

9479268 fancybox 1xti19 DwN7Qk"Bei den Angeboten im Kleidermarkt handelt es sich um Spenden aus der Bevölkerung, die zu einem günstigen Preis oder gegen Vorlage eines Gutscheins abgegeben werden", erklärt Sozialpädagogin Elke Storch vom Fachdienst Gemeindecaritas des Caritasverbandes Rhön-Grabfeld. Sie erinnert an die Anfänge einer Kleiderkammer im Jahr 1979 im Untergeschoss des christlichen Bildungswerkes, die dann 1982 in die Räume des Kreiscaritasverbandes in die Goethestraße verlagert wurde.

Rückzug des Diakonischen Werks war ein Einschnitt

Auf evangelischer Seite gab es damals ein eigenes Kleiderkammerangebot des Diakonischen Werkes. 1987 schloss man sich in ökumenischer Gemeinsamkeit zusammen. Caritasverband und Diakonisches Werk waren ab da gemeinsam in der Spörleinstraße in Bad Neustadt. "Hier fanden die evangelischen Blusen zu den katholischen Röcken", sagte damals die frühere Geschäftsführerin des Kreiscaritasverbandes, Dr. Elisabeth Brendebach.

Mit dem Umzug in die Kettelerstrasse in die ehemaligen Ladenräume von Elmar Demling im November 2000 gewann die Kleiderkammer an Attraktivität. Die Räume waren heller, wärmer, freundlicher und es gab mehr Platz. Einen schmerzlichen Einschnitt nennt Elke Storch das Ende der Kooperation mit dem Diakonischen Werk Bad Neustadt im Jahr 2005. Die evangelischen Mitarbeiterinnen hielten "Ihrer" Kleiderkammer aber die Treue und waren weiter ehrenamtlich mit dabei.

9479268 fancybox 1xti19 DwN7Qk

Mitarbeiterinnenzahl hat sich verdoppelt

Zum 25-jährigen Bestehen wurde aus der Kleiderkammer der Caritas-Kleidermarkt und dieser ist in den vergangenen Jahren zum beliebten Treffpunkt geworden. "Das hängt nicht nur mit dem zusammen, was hier an Textilien zu haben ist, sondern auch mit der freundlichen Atmosphäre, die die Mitarbeiterinnen hier schaffen", sagte damals die zuständige Sozialpädagogin Angelika Bode-Sopp. 2013 kam der Umzug in das heutige Domizil, die Gartenstraße 19, nahe dem Point-Center.

Mittlerweile ist das Team des Kleidermarktes auf 50 Mitarbeiterinnen gestiegen. "Doppelt so viele wie im Jahr 2000", sagt Elke Storch. Jeweils sechs bis acht Frauen sind während der Öffnungszeiten vor Ort. Darüber hinaus engagieren sich die Frauen bei Sondereinsätzen, wenn zum Beispiel sehr viele Kleider gespendet werden.

Leitgedanke: Not sehen und handeln

Die ehrenamtliche Frauenpower wurde hauptamtlich bis 2010 von Sozialpädagogin Angelika Bode-Sopp, seit 2011 durch Elke Storch begleitet. Kooperationspartner ist die Kolping-Familie aus Herschfeld. Elke Storch: "Wir wollen allen Interessenten die Möglichkeit bieten, sich gegen eine geringe Bearbeitungsgebühr mit Textilien aller Art zu versorgen." Sie erwähnt aber auch die Möglichkeit, sich über Caritasverband und Diakonie einen Berechtigungsschein in Notsituationen ausstellen zu lassen. Angesprochen auf die Zeit, in der bedingt, durch Corona, der Kleidermarkt geschlossen war, sagt sie, dass im Jahr 2020 trotzdem über 7000 gespendete Textilien an 83 Öffnungstagen weitergegeben werden konnten.

Etwa 5200 Teile gingen über 180 Kleidermarkt-Gutscheine kostenlos an Bedürftige. In den letzten sechs Jahren wurden im Schnitt 12 000 gespendete Textilien pro Jahr weitergegeben. Einen erheblichen Anstieg gab es 2015/16, als die Menschen der Notunterkunft an zwei zusätzlichen Tagen mit Kleidung, Schuhen, Koffern und vielem mehr versorgt wurden. Spitzenausgaben waren 1989, als 22 000 Textilien ausgegeben wurden. Bei der Flüchtlingswelle 2016 gab es eine Steigerung auf 17 025. Nach wie vor steht der Kleidermarkt der Caritas Rhön-Grabfeld unter dem Leitgedanken: "Not sehen und handeln."

Viel Arbeit und Vorbereitung sind nötig

Um dies alles am Laufen zu halten, ist viel Arbeit im Hintergrund und in der Vorbereitung notwendig. Elke Storch: Dienstags früh um acht Uhr schon im Laden stehen, Kleiderspenden annehmen, sortieren, fein säuberlich in die Regale einräumen, die Menschen beraten, auch wenn es sprachliche Barrieren gibt. Im Notfall wird auch mal eine Hose gekürzt oder zu Hause mal ein Kleidungsstück gewaschen. Die Schaufenster werden regelmäßig dekoriert.

2019 wurden über 10 000 gespendete Textilien an 110 Öffnungstagen weitergegeben, an die 6 600 Teile gingen über 183 Kleidermarkt Gutscheine kostenlos an Bedürftige. Elke Storch: "Tausend Dank für die tolle Arbeit, ein Vergelt’s Gott den Spenderinnen und Spendern".

"Ganz herzlichen Dank sagen wir auch allen, die mit Geldspenden gerade in Corona-Zeiten dazu beigetragen haben, dass der Kleidermarkt weiter betrieben werden kann", fügt Angelika Ochs, Geschäftsführerin des Caritasverbandes Rhön-Grabfeld, beim Pressegespräch an. Sie verweist auf die Aktionswoche vom 26. bis 28. Oktober. Aufgrund des Jubiläums "40 Jahre Kleidermarkt" gibt es 40 Prozent auf alles. Am Mittwoch, 27. Oktober, ist ein Tag der offenen Tür für alle Interessierten. Öffnungszeiten sind an diesem Tag von 9 bis 12 und von 14.30 bis 17.30 Uhr.

 

Öffnungszeiten des Caritas-Kleidermarktes

Dienstag von 8.30 bis 11.30 Uhr, Mittwoch von 9 bis 12 Uhr und Donnerstag von 14.30-17.30 Uhr. In den Schulferien ist geschlossen. Kleiderspenden werden zu den Öffnungszeiten angenommen. Sozialpädagogin Elke Storch vom Fachdienst Gemeindecaritas ist Ansprechpartnerin für die Ehrenamtlichen und bietet Begleitung und Unterstützung an. Weitere Informationen beim Caritasverband für den Landkreis Rhön-Grabfeld e.V. unter Tel. (09771) 61160, Fax (09771) 611633 oder unter www.caritas-rhoengrabfeld.de.
 
©Hanns Friedrich
­