header

Begegnung mit Menschen aus der Ukraine und Afghanistan im Haus Sankt Michael in Bad Königshofen

Bad Königshofen (POW) Schilderungen des Leids und große Dankbarkeit: Beides hat Bischof Dr. Franz Jung am Freitag, 11. März, bei einer Begegnung im Haus Sankt Michael mit Geflüchteten aus der Ukraine

erfahren. Rund 40 Frauen und Kinder aus den Kriegsgebieten sind dort seit Dienstagabend untergebracht. Der Bischof suchte das Gespräch mit den Geflüchteten und betete zum Abschluss gemeinsam mit ihnen. Auch den knapp 40 afghanischen Ortskräften, die schon länger im Selbstversorgertrakt des Hauses Sankt Michael untergebracht sind, stattete der Bischof einen Besuch ab. Das Bistum stellt für Geflüchtete aus der Ukraine das Jugendhaus Thüringer Hütte und das Haus Sankt Michael kostenfrei zur Verfügung. Lediglich die Nebenkosten wie Strom, Heizung und Wasser übernimmt das örtliche Landratsamt.

Im Foyer des Hauses berichteten die ukrainischen Kriegsflüchtlinge dem Bischof von den insgesamt vier Tagen, die sie auf der Flucht aus Orten wie Charkiw waren. Mit dem Auto, mit dem Zug, so manche Strecke hätten sie auch zu Fuß zurücklegen müssen, erzählten einige Ukrainerinnen. An der ukrainisch-polnischen Grenze hätten sie bis zu 24 Stunden in der Kälte warten müssen, ehe sie nach Polen durchgelassen worden seien.

Dort warteten drei Reisebusse aus Rhön-Grabfeld, die unter Federführung des Landratsamts organisiert und am Montagmorgen in Richtung Krakowa, einem polnischen Grenzort, aufgebrochen waren. „Ich bin mit einem Schild, auf dem in kyrillischer Schrift „Deutschland, Bayern, Bad Neustadt“ stand, durch die Menge gelaufen“, berichtete Olga Sauer vom Landratsamt Rhön-Grabfeld. Sie selbst wuchs in Riga auf und hat in der Ukraine studiert, weswegen sie aktuell als Dolmetscherin sehr gefragt ist.

„Können wir dir vertrauen?“, hätten sie viele der Geflüchteten gefragt. „Da Jörg Kögel vom Roten Kreuz bei mir war und ich eine Frau bin, haben dann doch viele Vertrauen gefasst.“ Ein ukrainisch-stämmiger Arzt vom Klinikum Bad Neustadt habe zudem die medizinische Versorgung bei der Fahrt gewährleistet.

Am späten Dienstagabend kamen die Busse an und wurden auf die Quartiere in Bad Königshofen sowie den Schullandheimen in Rappershausen und auf dem Bauersberg bei Bischofsheim verteilt. „Vielen Dank für die Herzlichkeit, die wir hier erfahren“, sagte stellvertretend für viele eine ältere Ukrainerin. Vom Kleinkind bis ins Seniorenalter reicht das Altersspektrum der 45 ukrainischen Geflüchteten. „Wir spüren eine unglaubliche Welle der Hilfsbereitschaft“, sagte Angelika Ochs vom Kreis-Caritasverband Rhön-Grabfeld. Am Sonntag sei das Signal gekommen, dass die ersten Geflüchteten bald im Landkreis ankommen. Seitdem ist sie praktisch dauernd im Einsatz.

Die Caritas koordiniert die Hilfe für die Menschen aus der Ukraine in den drei Unterkünften. „Momentan kommen jeden Tag Ehrenamtliche von uns mit Dolmetschern vorbei und fragen nach, welche konkrete Hilfe die Menschen brauchen, damit wir bedarfsgerecht reagieren können.“ Beispielsweise bringen Helfer der Malteser die Menschen aus der Ukraine mit Kleinbussen in den Kleidermarkt der Caritas in Bad Neustadt, damit diese sich mit Bekleidung versorgen können. Die Caritas-Sozialstationen kümmern sich, wo benötigt, um die pflegerische Versorgung. „Was uns die Menschen aus der Ukraine alle fragen: Wo gibt es einen Deutschkurs und wie bekomme ich eine Arbeit?“, berichtete Ochs.

Elke Storch, die bei der Caritas Rhön-Grabfeld die Ehrenamtlichen unterstützt, sagte, sie hoffe, dass bald die psychische Betreuung der Geflüchteten beginnen könne. „Wir wollen den Menschen helfen, dass sie das Leid so schnell wie möglich verarbeiten, bevor langfristige Traumata entstehen.“ Dekan Dr. Andreas Krefft berichtete dem Bischof von einem Ehepaar, das ihm von seinem Schicksal berichtete: 2015 flohen sie zunächst vor dem Krieg aus Syrien in die Ukraine. Jetzt mussten sie von dort erneut wegen Bomben fliehen. „Ihr drei Monate altes Baby ist auf der Flucht gestorben.“ Dolmetscherin Sauer berichtete von einer Familie, deren herzkranke Tochter am Tag vor Kriegsbeginn starb. Die Eltern mussten fliehen, bevor sie die Tochter beerdigen konnten, damit sie die beiden anderen Kinder in Sicherheit bringen konnten. Krefft sprach von der besonderen Spendenbereitschaft der Menschen in Rhön-Grabfeld. 50.000 Euro seien innerhalb einer Woche für die Nothilfe in der Ukraine auf einem Sonderkonto zusammengekommen.

In Bad Königshofen versorgen sich die ukrainischen Flüchtlinge morgens und abends selbst, das Mittagessen wird von der benachbarten örtlichen Juliusspitalstiftung angeliefert. „Ich bin froh, dass wenigstens die meisten Möbel noch im Haus waren. Vieles wie Geschirr oder Bettwäsche war schon in andere diözesane Häuser abgegeben worden“, sagte Maria Kuhn, Hauswirtschaftsleiterin des Hauses Sankt Michael.

Bischof Jung dankte allen, die sich um die Geflüchteten kümmern. Den Ukrainerinnen und ihren Familien wünschte er weiterhin Tapferkeit und Gottes Segen. Gemeinsam betete er mit ihnen mit dem Anliegen eines baldigen Friedens das Vaterunser. 

mh (POW)

­