header

Alles, was Rang und Namen hat im Landkreis Rhön-Grabfeld, hat sich am Samstagmorgen bei strahlendem Sonnenschein im Festzelt und auf dem Freigelände vor der Sozialstation St. Kilian eingefunden. Punktuell waren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verteilt, gut zu erkennen an ihren roten T-Shirts. 40 Jahre Sozialstation St. Kilian - wenn das kein Grund zum Feiern ist.

. „Sei behütet an jedem Morgen“, damit begann die hauseigene Caritas Mini-Band einfühlsam den Festakt. Reiner Türk, der Vorsitzende des Caritasverbandes für den Landkreis Rhön-Grabfeld, begrüßte die Ehrengäste mit Geistlichkeit und Vertretern des öffentlichen Lebens und natürlich alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. 40 Jahre Verlässlichkeit und Kompetenz würden heute gefeiert. 1978, als es noch keine gesetzliche Pflegegasse gab, wurde die Sozialstation gegründet mit dem Ziel, die Alten- und Krankenpflege zu sichern, erinnerte Türk an die Anfänge. Mit wenigen Mitarbeitern, auch Ordensschwestern, wurde zunächst in Reyersbach begonnen. Die bürokratischen Hürden waren damals noch nicht so hoch wie heutzutage. Mit Einführung der gesetzlichen Pflegeversicherung 1995 wurde die Möglichkeit geschaffen, einen privaten ambulanten Pflegedienst zu gründen. Das Angebot wurde erweitert, viele Faktoren machten die Unterstützung und Hilfe in der Pflege immer wichtiger. Stück für Stück wuchs die Sozialstation zu einem mittelständischen Betrieb mit Herz und Verstand heran. Immer ergriff sie die Initiative und übernahm eine Vorreiterrolle. Viele Ideen entstanden, als neueste das PÜZ - das Pflegeübungszentrum. Bei Wind und Wetter und sehr früh am Morgen sieht man die Caritas-Fahrzeuge von Ortschaft zu Ortschaft fahren. Türk dankte allen, die mit ihrem Engagement die Station immer weiter entwickelt haben, den ehrenamtlichen Vorständen und der ehemaligen Geschäftsführerin Dr. Elisabeth Brendebach, allen Spendern, dem Landkreis für die Investitionskostenzuschüsse und den Pfarreien für ihre Beiträge. Allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unter Leitung von Ulli Feder, Andrea Ebert und Johanna Dietz und auch Angelika Ochs dankte er für ihren Dienst. In sein „Vergelt‘s Gott für 40 Jahre Dienst am Menschen“ waren alle eingeschlossen.

Stv. Landrat Hans-Peter Suckfüll begrüßte es, dass die Tradition, die Festlichkeit mit einem Gottesdienst zu beginnen, aufrecht erhalten wurde. Im Namen des Landrats, des Kreistags und aller Bürger des Landkreises dankte er für das vielfältige soziale Engagement. Die Pflegelandschaft und auch die Gesellschaft hätten sich erheblich geändert. Mehrgenerationenhaushalte seien die Ausnahme. Daher erlebe die Unterstützung durch die Sozialstation eine steigende Nachfrage. Mit den 164 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern würde Angelika Ochs das Unternehmen mit moderner Technologie sehr erfolgreich führen. Di e „roten Engel“ seien Lichtblicke und unentbehrliche Rettungsanker vor Ort. Sie fahren im gesamten Kreisverband in einem Jahr 22 Mal um die Welt und pflegen einen wertschätzenden Umgang mit den Patienten und leisten eine würdevolle Pflege. Ein absolutes Leuchtturmprojekt sei das PÜZ – und das in Mellrichstadt!

Zu Beginn des Gottesdienstes schärfte Pfarrer Menzel das Bewusstsein, dass dazu nicht die Caritas eingeladen habe, sondern Jesus Christus selbst. In seiner Predigt ging er auf drei Evangeliumstexte des Evangelisten Markus ein, der an den Beginn seiner „Guten Botschaft“ als Wichtigstes den Umgang mit Kranken, Behinderten und alten Menschen geschrieben hat. Im 1. Kapitel erzählt er vom Aussätzigen. Nicht wenige Menschen würden heute behandelt, als wären sie aussätzig und würden ausgegrenzt. Das zweite Kapitel spricht vom Gelähmten und seiner Heilung. Patienten, die durch einen Schlaganfall gelähmt seien, würden sich wünschen, dass Jesus vorbei kommt und sagen würde: „Steh auf und geh umher“. Und an anderer Stelle im 2. Kapitel berichtet Markus, wie Jesus im Haus des Zöllners Levi am Tisch sitzt und sich die Schriftgelehrten und Pharisäer daran stören. „Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken“, belehrt er sie. Die Sozialstation habe nicht nur mit Kranken, sondern auch mit Angehörigen zu tun, die häufig im Abseits stünden. Durch Pflege manchmal rund um die Uhr würden sie isoliert. Man könne nur danke sagen, dass es Menschen gibt, die den Beruf der Krankenschwester, des Kranken- oder Altenpflegers ergreifen. Ihre Herausforderung lautet: Menschen für Menschen. Durch ihre tägliche Arbeit zeigen sie, dass das Evangelium Hand und Fuß bekommt. Die Botschaft des Kreuzes soll gelebt werden. In den 40 Jahren war es den Menschen, die die Sozialstation gestaltet und geprägt haben, ein Anliegen, Menschen aufzurichten und sie zum Leben zu ermutigen. Das wünscht er auch für die Zukunft. Gemeinsam trugen „rote Engel“ die Fürbitten vor.

2. Bürgermeister Thomas Dietz bezeichnete das, was die Sozialstation an Hilfe den Mitmenschen angedeihen ließ, als besonders wichtig. Die Caritas sei immer da, wo Hilfe und Unterstützung gebraucht werde nach dem Leitsatz „Wir pflegen mit Herz im Landkreis Rhön-Grabfeld“. Oberste Priorität habe die Entlastung der Angehörigen, die Menschen zu Hause pflegen. Das geschehe durch viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ehrenamtliche Helfer. Allen gebühre ein herzliches Dankeschön. Angelika Ochs könne stolz auf das Team und das Erreichte sein. Im Namen der Stadt, von Bürgermeister Streit und aller Bürger gratulierte Dietz zum Jubiläum und überreichte ein Geldgeschenk.

MdL Steffen Vogel, der zum wiederholten Male in der Einrichtung war, sprach Dank und Anerkennung dafür aus, was an Menschlichkeit geleistet wurde. Mellrichstadt sei im Bereich Pflege und Menschlichkeit schon immer sehr innovativ gewesen. 1. Vorsitzender der Sozialstation war Georg Türk, ein Onkel von Reiner Türk, der heute Vorsitzender der Caritas ist, erinnerte er. Der Staat stelle die Rahmenbedingungen zur Verfügung. Es gebe ein Investitionsprogramm zur Schaffung von stationären Pflegeplätzen, es gebe Basisförderung und jetzt eine Sonderförderung von 20 % für innovative Pflegekonzepte und beispielsweise ein PÜZ. Hier schreibe die bayerische Staatsregierung von Mellrichstadt ab! Der Dienst an Maschinen würde mehr wertgeschätzt als der Dienst am Menschen, beklagte Vogel. Den Mitarbeiterinnen, die oftmals lange Zeit Menschen bis zum letzten Weg begleiten, zollte er allergrößten Respekt und Anerkennung für die geleistete Arbeit. Er versprach, weiterhin ein offenes Ohr für die Anliegen der Sozialstation zu haben. Pflege und Gesundheit seien die größte gesellschaftliche Herausforderung.

Mit 40 Jahren sind die Kinderschuhe zu klein, die wilden Teenie-Zeiten überlebt, Erfahrung, Kompetenz und Stärken machen sich breit. Das macht uns zu dem, was wir heute sind, nämlich die Sozialstation, brachte es Pflegedienstleiterin Ulli Feder auf den Punkt. Sie sind sicher in ihrem Tun, zeigen Verlässlichkeit für die Patienten, bieten Struktur und Lebendigkeit durch die tollen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und haben den Mut für das, was auf sie zukommt. Dank sagte sie allen für die Energie, das Engagement, dass sie für die Patienten da sind und einfach dafür, dass es sie alle gibt. Angelika Ochs dankte sie für die ausgestrahlte Sicherheit, sie gebe Struktur mit einer lächelnden Lebendigkeit. Und sie habe den nötigen Mut, mit ihnen Dinge zu tun, die nicht selbstverständlich sind. Dafür bekam sie einen roten Engel und einen sinnigen Spruch über das Ausruhen.

An Angelika Och selbst sei der Akt nicht spurlos vorbeigegangen, sie habe dabei das eine oder andere Tränchen verdrückt, bekannte sie und dankte für die vielen guten Wünsche. Sie lobte die Mitarbeiterinnen für ihre viele Energie, ihren großen Einsatz, die Portion Herzblut und ihren Erfindungsgeist, wie man es von ihnen erwarte darf. Der Geist dieser Station sei ein ganz besonderer. Er lebe von den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, die hier arbeiten, sie seien etwas Besonderes. Sie schaffen es, dass der Geist dieser Station lebendig bleibt. Viele würden noch Sr. Emmerika kennen, die die Station geleitet hat. Ihre Vision hat Johanna Dietz, die viele Jahre das Gesicht der Station war, über Jahrzehnte weiter geführt. Jetzt hat sie andere übergreifende Aufgaben im Verband übernommen und arbeitet auf höherer Ebene mit Innovation, Geist und Herzblut. Die Vision von Pflege werde in Zukunft in guter Tradition weiter geführt von Ulli Feder und ihrer Stellvertreterin Andrea Ebert. Die Sozialstation gehe in die Zukunft, die u.a. PÜZ heißt. Unterstützt werde sie von den Teamleiterinnen Maria Hohmann, Petra Hofmann und Christin Mähler. Schließlich wurden noch fünf Mitarbeiterinnen mit einem Blumenstrauß geehrt: Bettina Kessler für 15-jährige Zugehörigkeit, Gudrun Ress für 10 Jahre, Kathrin Genßler für 10 Jahre, Monika Reinelt für 25 Jahre und Agnes Hellmann für 20 Jahre.

Nach diesem offiziellen Festakt waren alle zu Gulaschsuppe oder Gegrilltem und Kaffee und Kuchen eingeladen. Den ganzen Nachmittag über bestand Gelegenheit, sich über die ambulante und teilstationäre Pflege zu informieren und die Baustelle des PÜZ zu besichtigen.

©Brigitte Gburek

­