Im dezenten Rockeroutfit und etwas zerknittert - es war gestern etwas spät geworden-, gestand er erschien der 60-Jährige auf dem Marktplatz. Sofort drängten sich Autogrammjäger um ihn: Kinder, junge Mütter, Menschen jeden Alters. Geduldig unterzeichnete der Musiker die Karten, posierte für Kameras, trug sich ins Goldene Buch der Stadt ein, hielt Kinder im Arm.
Kinder: Das war auch der Grund, warum er zum Fest erschien. Zu verdanken ist seine Anwesenheit allerdings Susanne Kastner. Die zwei verbindet ein besonderes Anliegen. Die Vizepräsidentin hat schon vor zwei Jahrzehnten ein Hilfsprojekt in Rumänien ins Leben gerufen. Maffay selbst stammt aus diesem Land und hat selbst schon ein Kinderhilfsprojekt auf Mallorca gegründet. Jetzt will der Musiker auch noch eine Kinderbegegnungsstätte in seiner Heimat aufbauen, weshalb er die Unterstützung der Politikerin suchte und auch fand. Nun revanchierte er sich mit einem sechsstündigen Besuch in Bad Neustadt.
Die Beweggründe, sich überhaupt für Kinder zu engagieren, erläuterte der Sänger bei einer Gesprächsrunde im Caritashaus und später auch auf der Marktplatzbühne. Ausgangspunkt war die Gewalt verherrlichenden Kindersendungen im Fernsehen. Dem wollte er etwas entgegen setzen und erfand Tabaluga. Mit seiner Stiftung für traumatisierte Kinder will er den Betroffenen auf einer Finca in Mallorca einfach -nur ein Stück Erholung bieten-.
Bei der Gesprächsrunde mit Vertretern aus Politik und Jugendarbeit waren sich die Teilnehmer einig, dass es erhebliche Defizite bei der Betreuung von Kindern gebe. -Jugendarbeit ist nicht mess- und damit vorzeigbar-, richtete Psychologe Bernhard Roth von der Caritas seine Kritik an die politischen Entscheidungsträger.
Einig waren sich alle Teilnehmer auch, dass der Druck auf Eltern wie auf Kinder immer größer werde. -Zeitbomben wie in Ansbach gibt es auch im Landkreis Rhön-Grabfeld-, fürchtet Roth. Der Schutzraum –Familie- löse sich zunehmend auf, bedauerte Karin Schmautz vom Kinderschutzbund.
Maffay forderte daher, die Grundbedingungen in den Elternhäusern in Ordnung zu bringen. Auch er beobachte bei Eltern zunehmende Defizite in den Fähigkeiten zur Erziehung. Daher begrüßte er die Initiative, den Schutz der Kinder im Grundgesetz aufzunehmen.
Kaum dass die Runde nach der Diskussion wieder den Marktplatz erreichte, begann der Rummel erneut. Beim Rundgang der immer wieder durch Autogrammrunden unterbrochen wurde, warf Maffay einen Blick auf die zahlreichen Stände von Einrichtungen und Organisationen, die mit Kinderarbeit zu tun haben. Da es davon einige gibt, war der gesamte Marktplatz eine einzige Spielfläche. Eine Erfrischung holte sich Maffay im Eiscafe´ Venezia, das extra ein Tabaluga-Eis kreiert hatte und das kostenlos an Kinder ausgegeben wurde. Und dass es in zwei Jahren eine Fortsetzung von Tabaluga gibt, verriet der Kinderstar beim Talk auf der Marktplatzbühne.
Von Eckhard Heise